Das Bündnis ”Gemeinsam gegen Sexismus“
Sexismus ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Er würdigt Menschen aufgrund ihres Geschlechts herab. Er begegnet uns täglich, in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Dem will das Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus“, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und von der EAF Berlin gemeinsam mit diesem durchgeführt wird, entschieden entgegentreten. Ziel ist es, Sexismus und sexuelle Belästigung zu erkennen, hinzusehen und wirksame Maßnahmen dagegen zu verankern.
Der Grundstein wurde 2020/2021 mit dem vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) geförderten und von der EAF Berlin umgesetzten Projekt „Dialogforen gegen Sexismus“ und der darauffolgenden Erklärung “Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung“ gelegt. Vertreter*innen aus zahlreichen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen, Unternehmen und Kultureinrichtungen aus ganz Deutschland haben die “Gemeinsame Erklärung“ bereits unterzeichnet und sich dem Bündnis angeschlossen.
In den Dialogforen haben wir zusammen mit unseren Partneroganisationen eine Handreichung zu den drei Fokusbereichen Sexismus am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum sowie in Kultur und Medien erarbeitet. Sie bietet Grundlagenwissen und Praxis-Tipps für alle, die Sexismus vermeiden und wirksam bekämpfen wollen.
Nun setzt die EAF Berlin das Projekt gemeinsam mit dem BMFSFJ fort. Im Koalitionsvertrag der 24. Bundesregierung erklären die Koalitionspartner*innen: „Wir wollen ein starkes Bündnis gegen Sexismus“. Das wollen wir in die Tat umsetzen und ein breites, gesamtgesellschaftliches Bündnis schmieden, das sich gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung einsetzt.
Wir wollen weitere Partner*innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft gewinnen. Und wir wollen uns noch stärker mit Gruppen vernetzen, die aufgrund von Mehrfachdiskriminierung besonders von Sexismus betroffen sind und unsere Aktivitäten in den Bereichen Mittelstand, Handwerk und Kommunen ausweiten.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus ist Schirmherrin des Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus“
Am 16. Februar 2023 hat Bundesfrauenministerin Lisa Paus in Berlin das Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ gestartet. Zugleich hat sie die Schirmherrschaft des branchenübergreifenden Bündnisses übernommen.
Lisa Paus wurde im westfälischen Rheine geboren und kommt aus einer Unternehmensfamilie. Sie absolvierte ein freiwilliges soziales Jahr in einem Kinderheim. Im Anschluss studierte sie Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und schloss als Diplom-Volkswirtin ab.
Von 1999 bis 2009 war Lisa Paus Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Seit 2009 ist sie Bundestagsabgeordnete. Im Dezember 2021 übernahm die erfahrene Finanzpolitikerin zudem das Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden bei Bündnis 90/Die Grünen. Seit April 2022 ist sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Bei regelmäßigen Netzwerktreffen entstehen Austausch und Wissen über konkrete Maßnahmen gegen Sexismus. Die Ergebnisse werden den Bündnispartner*innen und anderen Interessierten über Publikationen, soziale Medien und die Website zur Verfügung gestellt. Um das intersektionale Verständnis von Sexismus tiefer zu verankern, wollen wir zivilgesellschaftliche Organisationen und Fachexpert*innen verstärkt mit Bündnispartner*innen aus anderen Bereichen wie Kommunen, Unternehmen, Kultur und Medien vernetzen.
Wir wollen eine öffentliche Fachkonferenz mit intersektionalem Fokus und internationalem Charakter ausrichten. Eigene Erhebungen in Kooperation mit unseren Bündnispartner*innen sollen zudem neue Wissens- und Datengrundlagen schaffen. Mit öffentlichen Veranstaltungen, kommunalen Aktionstagen und Ausstellungen, audiovisuellen Angeboten und einer erweiterten Handreichung bietet das Bündnis weitere Formate, um das Wissen über Sexismus in seinen unterschiedlichen Dimensionen sowie entsprechende Gegenmaßnahmen zu vertiefen und verbreiten.
In einem beratenden Gremium, dem Expert*innenrat, kommen Vertreter*innen der EAF Berlin, des BMFSFJ und ausgewählter Organisationen einmal im Quartal zusammen. Er gibt Bündnispartner*innen aus den verschiedenen Schwerpunktbereichen die Möglichkeit, ihre Perspektiven, Themen und fachlichen Impulse in die Ausgestaltung des Projektes einzubringen
Zu unserer Zielgruppe gehören Verbände, Unternehmen, Politik, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft. Zahlreiche Partner*innen aus diesen Bereichen haben sich bereits dem Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus“ angeschlossen und wir wollen bis Ende 2025 weitere hinzugewinnen. Darüber hinaus wollen wir uns noch stärker mit Gruppen vernetzen, die aufgrund von Mehrfachdiskriminierung besonders von Sexismus betroffen sind, und unsere Aktivitäten in den Bereichen Mittelstand, Handwerk und Kommunen ausweiten.
Dabei gliedert sich unsere Arbeit in drei Bereiche:
1 Sexismus in der Arbeitswelt
Sexismus in der Arbeitswelt äußert sich auf vielfältige Weise: sexistische Sprüche und Bemerkungen, sexuelle Belästigung und Übergriffe. Sexismus kann aber auch ungleiche Leistungsbewertung von Männern und Frauen, ungleiche Bezahlung oder fehlende Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bewirken oder begründen. Sexuelle Belästigung als sichtbare Spitze des Eisbergs einer von Sexismus geprägten Arbeitskultur hat gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen – schadet aber auch der Organisation als solches.
2 Sexismus im Öffentlichen Raum
Laut den Ergebnissen einer Studie von Prof. Dr. Wippermann sind der öffentliche Raum und öffentliche Verkehrsmittel ein häufiger Ort für sexistische Vorfälle. Diese äußern sich in tätlichen und verbalen Übergriffen, aber auch im Vorhandensein sexistischer Werbung auf Plakatwänden oder Fahrzeugen. Die Folgen von Sexismus im Öffentlichen Raum sind ein fehlendes Sicherheitsgefühl und Angst. Das führt unter anderem dazu, dass vielen Menschen, insbesondere Frauen, ihre Bewegungsfreiheit einschränken und Orte wie Haltestellen oder gar die Nutzung des ÖPNV meiden.
3 Sexismus in Kultur und Medien
Sexualisierte Übergriffe im Kulturbetrieb werden seit 2017 unter dem #metoo weltweit skandalisiert und sind Auslöser einer globalen Bewegung, die das Thema sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch ins Bewusstsein der Menschen rückt. Doch Sexismus in Kultur und Medien äußert sich auch auf andere Weise: in der stereotypen und sexistischen Darstellung von Frauen, in der Abwesenheit von Frauen auf Bühnen und Bildschirmen, in Altersdiskriminierung, dem Mangel an weiblichen Führungspersonen in privaten und öffentlich geförderten Institutionen und Unternehmen sowie dem Gender Pay Gap im Kulturbetrieb.
Ziel des Bündnisses ist es, Sexismus und sexuelle Belästigung zu erkennen, hinzusehen und zu zeigen, wie wir ihm gemeinsam entgegenwirken können. Die Vision des Bündnisses ist eine Gesellschaft, in der wirksame Maßnahmen in ihrer ganzen Breite ergriffen und zum Common Sense in den unterschiedlichsten Branchen und Institutionen werden. Das können wir nur mit einer starken und vielfältigen Allianz erreichen.
Die Arbeit und Zielsetzung des Bündnisses gliedert sich in drei Schwerpunktbereiche:
Wir wollen einen öffentlichen Raum, in dem sich alle sicher fühlen können – unabhängig vom Geschlecht und der Uhrzeit.
Wir wollen, dass sich Frauen und Männer an ihren Arbeitsplätzen sicher fühlen und gleiche Chancen haben.
Wir wollen eine gleiche Teilhabe aller Menschen in Kultur und Medien, frei von Sexismus, sexueller Belästigung und rückwärtsgewandten Rollenstereotypen – an den Arbeitsplätzen, aber auch in Texten, Filmen und auf der Bühne.
Sexismus ist in unserer Gesellschaft tief verankert. Er ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern hat ganz konkrete Folgen – nicht nur für die Betroffenen (meist Frauen), sondern für die gesamte Gesellschaft und ihre Organisationen. Er führt zu Diskriminierung und Chancenungleichheit, bietet den Nährboden für sexualisierte Belästigung und Gewalt und überschneidet sich oft mit anderen Benachteiligungsformen.
Sexismus und sexuelle Belästigung können zu Krankheit, Fehlzeiten und schlechtem Klima am Arbeitsplatz führen. Das bewusste Eintreten des Arbeitgebers gegen Sexismus ist daher nicht nur eine Frage des Anstands, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft und geht uns alle an. Damit Frauen und Männer an ihren Arbeitsplätzen sicher fühlen und gleiche Chancen haben, ist es wichtig, dass sich Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen zu ihrer Verantwortung bekennen, ihre Mitarbeitenden vor Sexismus und sexueller Belästigung zu schützen. Das sorgt nicht nur für ein gutes Miteinander, sondern stärkt Unternehmen und Organisationen insgesamt – nach innen wie nach außen.
Auch Kultur und Medien spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen Sexismus und sexuelle Belästigung: Hier nahm die weltweite MeToo-Bewegung ihren Anfang. Sie zeigte das Ausmaß von bis dato tabuisierten sexistischen Übergriffen und sexualisierter Gewalt im Rahmen von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen. Darüber hinaus kommt diesem Bereich eine besondere Verantwortung zu, denn hier werden sexistische und geschlechterstereotype Darstellungen produziert und verbreitetet, die sexistisches Denken und Handeln befördern. Es sind Bilder und Geschichten, die wir bewusst oder unbewusst aufnehmen und die unsere Gefühlswelten und Verhaltensweisen schon in der Kindheit beeinflussen.
Auch der öffentliche Raum und öffentliche Verkehrsmittel sind ein häufiger Ort für Sexismus. Dieser äußert sich in tätlichen und verbalen Übergriffen, aber auch im Vorhandensein sexistischer Werbung auf Plakatwänden oder Fahrzeugen. Die Folgen von Sexismus im Öffentlichen Raum sind ein fehlendes Sicherheitsgefühl und Angst. Das führt unter anderem dazu, dass insbesondere Frauen ihre Bewegungsfreiheit einschränken und Orte wie Haltestellen oder gar die Nutzung des ÖPNV meiden.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Verantwortliche in Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Institutionen sich der Auswirkungen von Sexismus bewusst werden, ein klares Zeichen gegen Sexismus setzen und Maßnahmen entwickeln und umsetzen, um ihnen vorzubeugen und entgegen zu wirken.
Das Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus“ unterstützt Sie dabei – denn in einer offenen, modernen und gleichberechtigten Gesellschaft und ihren Institutionen hat Sexismus keinen Platz!