X und Y – Der Podcast über Medien und Feminismus im Interview
Good Practices gegen Sexismus können als Inspiration dienen und zeigen konkrete Lösungsansätze auf. Um aus den Erfahrungen der Bündnispartner*innen zu lernen, veröffentlichen wir regelmäßig gute Praxisbeispiele aus dem Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”. Heute: X & Y – ein Podcast über Feminismus und Sexismus in den Medien.
In ihrem Podcast sprechen Elli und Luisa über und mit Medienmacher*innen unter anderem darüber, wie Frauen in der Werbung oder in Serien dargestellt werden, wie es um Geschlechtergerechtigkeit im Musikbusiness gestellt ist, aber auch darüber wie viele – oder eher wie wenige – Frauen in Chefredaktionen sitzen. Kurz: Es geht um Feminismus und um Medien.
Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”: Der Podcast ist im Winter 2020 entstanden. Mit welchem Ziel habt ihr angefangen, einen Podcast zu Feminismus und Medien zu machen?
X & Y: Wir haben gemerkt, dass das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter/Feminismus immer stärker in den Medien wahrgenommen wird – leider aber auch oft falsch dargestellt oder missverstanden wurde. Mit unserem Podcast wollten wir Ende 2020 deshalb zuerst vor allem die journalistische Medienwelt in den Blick nehmen: Wie wird dort über Feminismus/Sexismus berichtet und wie wirken sich die Strukturen in den Medienhäusern auf die Berichterstattung aus? Wir haben das Themenspektrum aber schnell erweitert, weil wir vor allem auch medienübergreifende Systematiken spannend fanden. Uns war und ist zudem wichtig, eine niedrigschwellige Sprache zu verwenden, Begriffe aus der woken Sprachbubble immer zu erklären und sie nicht vorauszusetzen. Niemand soll sich in unseren Folgen abgehängt oder noch nicht bereit für das Thema fühlen. Als Zielgruppe hatten wir explizit von Anfang an alle Geschlechter.
Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”: Wann hat für euch die Beschäftigung mit Sexismus und Feminismus begonnen?
X & Y: Mit #MeToo kamen 2017 feministische Debatten im Mainstream an und damit auch in unseren Bubbles. In den Jahren danach waren wir in einer Phase zwischen Studium und Beruf, in der uns immer wieder deutlich vor Augen geführt wurde, was es bedeutet, als Frau in der – in unserem Fall – Medienbranche unterwegs zu sein.
Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”: Gibt es Themen, die euch im Rahmen von feministischen Debatten besonders interessieren?
X & Y: Uns interessiert vor allem diese Wechselwirkung zwischen medialer Berichterstattung (aber auch Filmen, Büchern oder Artikeln auf Wikipedia) und den gesellschaftlichen Diskussionen rund um das Themenfeld Feminismen. Das ist ein ewiger Kreis: Medien beeinflussen die Gesellschaft, indem sie beispielsweise bei einem Femizid von „Familiendrama“ sprechen, somit Morde aus Frauenhass herunterspielen und sie als Einzeltat der Gesellschaft präsentieren, anstatt das System dahinter zu thematisieren. Gleichzeitig beeinflusst die Gesellschaft die Themensetzung der Medien. Beiträge übers Gendern haben gute Clickzahlen, weil die Gräben so tief sind. Und wenn deswegen wiederum übermäßig viele Beiträge übers Gendern in Umlauf sind, wirkt das Thema für die Gesellschaft viel größer, als es in Wirklichkeit ist – ein ewiger Kreis eben…
Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”: 4. In Folge 24 stellt ihr auch das Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ vor. Gibt es Aspekte, die ihr hier besonders wichtig oder interessant findet?
X & Y: Wichtig finden wir, dass das Bündnis sich auch mit Gruppen vernetzen möchte, die sich mit Mehrfachdiskriminierung auseinandersetzen. Feminismen können nur intersektional gedacht ihre volle Wirkung entfalten. Wir glauben auch, dass es insgesamt ein guter und wichtiger Ansatz ist, Vereine und Menschen aus den Bereichen der Kultur, den Medien, der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu vernetzen. Sexismus ist gesellschaftsübergreifend vorhanden und ist dementsprechend auch nur klein zu kriegen, wenn alle zusammen an einem Strang ziehen.
Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus”: Wenn ihr euch eine Welt ohne Sexismus vorstellt: Wie sieht diese aus? Welche Wege könnten dahin führen?
X & Y: Eine Welt ohne Sexismus? Puh, wir versuchen zwar optimistisch zu bleiben, aber das scheint uns doch ziemlich utopisch zu sein. Deswegen haben wir da auch noch nie drüber nachgedacht. Klar ist: Auch der Feminismus kann nicht alle Probleme der Welt lösen, aber viele, indem er den Menschen Raum gibt, denen er bisher verwehrt wurde. Grundsätzlich glauben wir auch, dass die Zeit dem Feminismus in die Hände spielen wird. Ein Generationenwechsel in Wirtschaft und Politik kann vieles in den oberen Etagen ändern. Wer sich heute noch übers Gendern aufregt oder Frauen, die von sexuellen Gewalterfahrungen erzählen, keinen Glauben schenkt, der wird in 10 Jahren vielleicht anders darüber denken und gelernt haben – oder nicht mehr in Machtpositionen sein. Wir geben auf jeden Fall nicht auf, mit unserem Podcast Menschen zum Lernen anzuregen.
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