Good Practice
19.08.2024

nachtsam: Schulungen für mehr Sicherheit im Nachtleben

Good Practices gegen Sexismus können als Inspiration dienen und zeigen konkrete Lösungsansätze auf. Um aus den Erfahrungen der Bündnispartner*innen zu lernen, stellen wir regelmäßig gute Praxisbeispiele aus dem Bündnis “Gemeinsam gegen Sexismus” vor. Heute: „nachtsam – Mit Sicherheit besser feiern“ der Landeskoordinierungsstelle Sicherheit im Nachtleben Baden-Württemberg.

 

Das Nachtleben sollte ein sicherer und diskriminierungsfreier Ort für alle Menschen sein. Jedoch führen Belästigungen, Übergriffe oder gewalttätige Angriffe dazu, dass viele Personen kaum oder gar nicht mehr feiern gehen wollen. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg hat sich deswegen das Ziel gesetzt, mit der Kampagne nachtsam eine achtsame und faire Feierkultur zu schaffen.

Die Koordinierungsstelle arbeitet landesweit mit 26 Beratungsstellen zusammen, um Schulungen zum Thema Belästigung und sexuelle Übergriffe bei lokalen Veranstalter*innen umzusetzen. Trägerin der Landeskoordinierungsstelle ist die Frauenfachberatungsstelle Frauenhorizonte – gegen sexuelle Gewalt in Freiburg, die sowohl die Koordinierungsstelle wie auch die gesamte Kampagne entworfen hat und umsetzt.

Das kostenfreie Angebot richtet sich an Organisator*innen von Festivals, Clubinhaber*innen, Betreiber*innen von Bars, Tanzschulen oder Vereine, die Veranstaltungen organisieren. Neben Schulungsvideos erhalten diese Handlungsleitfäden und Kontakt zu lokalen Beratungsstellen, die Betroffene aus dem Nachtleben dann beraten und begleiten.

Betroffenenzentrierter Ansatz

Betroffene von Sexismus und sexualisierter Gewalt brauchen ein Umfeld, das sie auffängt, wenn sie Übergriffe erleiden mussten. Die erste Reaktion ist maßgeblich, wenn sie sich jemandem anvertrauen. Auch die Folgeschritte, wie mit dem Erlebten umgegangen wird, dass das individuelle Erleben anerkannt wird und dass die Hoheit über die Situation bei den Betroffenen bleibt, sollen Betroffene in ihrer Selbstwirksamkeit unterstützen und nicht, wenn auch ungewollt, verunsichern. Die Kampagne nachtsam will einen betroffenenzentierten Ansatz vermitteln, dabei den spezifischen Bedürfnissen und Problemen im Nachtleben gerecht werden und ein Bewusstsein für die Verantwortung von Veranstalter*innen schaffen.

Um dies umzusetzen, wurde eine digitale Schulung konzipiert, die in verschiedenen Formaten zur Verfügung steht: zum individuellen Anschauen, mit Aufgaben zum Besprechen oder zum gemeinsamen Austausch im Team.

Zum Thema sexualisierte Gewalt im Nachtleben wurde im Rahmen der Kampagne auch ein kurzer Dokumentationsfilm gedreht und veröffentlicht. Dieser beleuchtet die Perspektive der Feiernden und fragt nach, warum und wo sie gerne feiern gehen. Zudem werden die guten und schlechten Seiten der Ausgehkultur theamtisiert.